Vorarlberger Nachrichten, 26.07.2022
Poligonale bringt „Frankenstein“, ein Hybrid zwischen konventionellem Theater und Technik, auf die Bühne.
HOHENEMS Frankensteins Monster, die namenlose Kreatur aus Mary Shelleys Romanklassiker, ist eine zeitlose Erfindung – und doch sind künstlich geschaffene Wesen mit menschlichem Äußeren gegenwärtiger als je zuvor. Höchste Zeit also, sich diese Geschichte noch einmal genau anzusehen. Wenn auch in unerwarteter Weise: Neben Katrin Jaehne und Guylaine Hemmer, die ohne Worte mit furiosen Slapstick-Einlagen Frankenstein und seine Kreatur spielen, steht auch ein Eisbär auf der Bühne, live getracked via Motion Capture, der gemeinsam mit dem Musiker Bernd Satzinger Frankenstein musikalisch und tänzerisch in Szene setzt. Menschliche Abbilder zu erschaffen ist heute einfacher als 1816, dem “Jahr ohne Sommer”, in dem Mary Shelley am Genfer See im Sommer bei winterlichen Temperaturen die Rohfassung ihres Romans niederschrieb. Heute schlummert in jeder und jedem von uns ein Doktor Frankenstein. „Wer ist Monster und wer ist Mensch? Und: Was genau macht uns zu Menschen?“ Diese Frage stellt sich das Ensemble der Poligonale, wie gewohnt mit dem besten Blick auf Dramen: mit Humor.